Claris Engage Beyond 2021

Claris Engage Beyond 2021

Bleibt alles anders…

Am 25. August fand die Auftaktveranstaltung der „Claris Engage Beyond“ statt, in der wesentliche Ankündigungen zur Neuausrichtung von Claris und zu technischen Veränderungen von FileMaker Next gemacht wurden – u. a. mit einer Keynote von Claris CEO Brad Freitag.

Claris bestärkte hier einmal mehr den Fokus auf „Low Code“, um neue Zielgruppen zu adressieren. Zugleich wurden Investitionen in die bestehende Plattform angekündigt und der Dialog zur Entwicklergemeinschaft als wichtige Grundlage für den eingeläuteten Wandel betont.
Etwas später am Abend fand ein weiteres virtuelles Event zum Thema „FileMaker Server on Linux“ statt, dessen Frage-Antwort-Teil von langjährigen FileMaker Ingenieuren begleitet wurde. Auch hier gab es interessante Einblicke in die Entwicklungen hinter den Kulissen.
Eine Woche später wurden in einer Folge-Veranstaltung unter dem Namen „Executive Q&A“ weitere Fakten erläutert und Fragen der anwesenden Entwickler beantwortet. Der neue Claris Technik-Chef Peter Nelson gab relativ freimütig Einblicke in die technischen Details bei der Weiterentwicklung der Claris Plattform. Herausragende Bestandteile davon sind die neue Server-Engine auf Basis der NoSQL-Datenbank MongoDB sowie die rein webbasierte Benutzeroberfläche, die eine Vielzahl von langjährigen Wünschen (CSS, Grid System, Nested Layouts, automatische Größenanpassung, etc.) berücksichtigen wird. Um die Kompatibilität zwischen der alten und der neuen FileMaker Welt zu gewährleisten, wird intern an einer Datenschnittstelle namens „ESS+“ gearbeitet, mit deren Hilfe eine vollautomatische Synchronisierung zwischen FileMaker Classic und FileMaker Next erreicht werden soll.

Links zur Claris Engage Beyond 2021:

Claris – what happened?

Aufmerksamen Zuschauern wird nicht entgangen sein, dass Claris Vice President Srini Gurrapu, der in den letzten beiden Jahren maßgeblich an der Neuausrichtung der Claris Plattform beteiligt war, dieses Mal nicht dabei war.
Dazu kommt der Umstand, dass sich – neben den Verwicklungen und Rückschlägen durch die Pandemie, wie z.B. abgesagten Veranstaltungen – seit den großen Ankündigungen von 2018 bislang wenig Sichtbares nach außen getan hat. Zwar gab es einige Produkt-Updates, jedoch blieben die weiteren Bekanntmachungen zur neuen Plattform seltsam vage und es wurden keine wirklichen Neuigkeiten publik gemacht. Über die Gründe und die tatsächlichen Ursachen mag man spekulieren. Fakt ist jedenfalls, dass bei Claris einige gravierende Veränderungen stattgefunden haben.
Srini Gurrapu ist inzwischen bei Claris ausgeschieden und hat kürzlich einen Job als CEO beim Low-Code-Mitbewerber KLEEEN angetreten. Hinweise dazu tauchten kurz nach der Claris Keynote im Internet auf, zudem veröffentlichte er einen persönlichen Abschiedsbrief in seinem LinkedIn-Profil.
Dafür stand bei der diesjährigen Keynote der neue Technik-Chef Peter Nelson im Mittelpunkt, der nicht nur über einen ausgezeichneten technischen Background verfügt, sondern bereits früher an FileMaker Produkten wie Bento oder an iOS-Versionen mitgearbeitet hat.
Der Umzug des Claris Inc. Headquarters zu Apple im vergangenen Jahr sowie die komplette Auflösung der ehemaligen FileMaker Deutschland GmbH schlugen ebenfalls Wellen in der Community, zumal dieser Schritt von offizieller Seite weder groß angekündigt noch kommentiert wurde.
Hier mag sich jeder ein eigenes Bild machen. Offensichtlich ist allenfalls, dass bei Claris einiges in Bewegung ist und man ernsthaft mit der Umstrukturierung und Neuausrichtung des Unternehmens zugange ist.

Ein Blick ins Nähkästchen

Am 10. September gab es eine Veranstaltung der kalifornischen Entwickler-Kollegen beim FMDiSC-Meetup mit einem höchst eindrucksvollen Interview des langjährigen FileMaker Produktmanagers Rick Kalman. Dieser spannte einen Bogen von seiner Anfangszeit bei Claris vor mehr als 20 Jahren bis zu den aktuellen Entwicklungen.
Im Interview gab es einige überraschende Anekdoten und ehrliche Eingeständnisse zu verpassten Entwicklungen und Fehlentscheidungen. Fast 70 Teilnehmer – darunter viele bekannte Namen aus der FileMaker Community – folgten gebannt dem sehr authentischen Gespräch, das über Zoom geführt wurde. Am Ende des Interviews ließ der Moderator Fragen zu, von denen einige durch Rick Kalman beantwortet wurden.
Spannend war die abschließende Frage des Moderators, wie der langjährige Produktmanager sich FileMaker in fünf Jahren vorstelle. Auch dazu gab dieser eine ehrliche persönliche Einschätzung.
Bemerkenswert war die Offenheit, mit der Rick Kalman sich dem Publikum stellte. Er selbst formulierte seine Einschätzung darüber so, dass es besser sei, ehrlich und transparent zu kommunizieren, um Spekulationen und Gerüchten vorzubeugen. Hier sei die Kommunikations-Strategie von Claris in der Vergangenheit nicht immer optimal gewesen. Für die neue Ausrichtung gegenüber der Community und den Entwicklern sei jedenfalls klar, dass es nur in partnerschaftlicher Offenheit in die Zukunft gehen könne. Treibende Kraft hinter diesem Wandel sei CEO Brad Freitag.
Ein Mitschnitt des Interviews ist inzwischen auf YouTube abrufbar.

Die Zukunft von FileMaker

Die Zeit der PowerPoint-Folien und bunten Versprechungen scheint vorbei zu sein und stattdessen eine ehrliche und offene Kommunikation seitens Claris gegenüber den Entwicklern einzukehren.
Aufschlussreich dabei waren die wesentlichen Fakten, die während der letzten Veranstaltungen bekannt wurden:

  • zunächst Weiterverwendung der Draco-Engine
  • parallel dazu Einführung einer NoSQL-Engine auf Basis von MongoDB
  • automatischer Datenabgleich zur neuen Cloud-Lösung mit ESS+
  • neues GUI für webbasiertes Arbeiten
  • Docker-Plattform für Skalierung und Deployment in der Cloud
  • Unterstützung von offenen Standards
  • Schwerpunkt bei Low Code, um neue Entwickler und Zielgruppen zu adressieren

Dennoch blieben viele implizite Fragen unbeantwortet. Gerade Entwickler mit komplexen, ausgereiften Lösungen, die noch auf der alten FileMaker Plattform basieren, sorgen sich natürlich um die Zukunftsfähigkeit der eigenen Investitionen. An dieser Stelle ist es sicher noch zu früh, um eine fundierte Bewertung vorzunehmen. Claris zeigt sich jedoch offen und gesprächsbereit, was auf jeden Fall Vertrauen schafft!
Inwieweit die neuen Technologien wirklich geeignet sind, zu einer gemeinsamen Plattform zusammenzuwachsen, die sowohl alte als auch neue Lösungen integriert und zugleich Low-Code-Einsteigern und professionellen Entwicklern ein Zuhause bietet, bleibt abzuwarten. Der Begriff „Professional Low Code“, den Claris verwendet, bringt das Dilemma auf den Punkt und zeigt, dass noch einiges an Arbeit in die Transformation zu investieren ist. Unter dem Topic „Bridge innovator’s dilemma“ adressierte Brad Freitag in seiner Keynote einen Anteil an dieser Aufgabe explizit an uns Entwickler.
Eines ist jedenfalls klar: Wir befinden uns in einer sehr spannenden Zeit des Wandels und des Aufbruchs in eine neue Zukunft!

Weitere Einschätzungen finden sich unter den folgenden Links:

Hintergründe

Wer sich für zusätzliche Hintergründe und interne Einblicke bei Claris interessiert, dem seien auch folgende Episoden des Fireside FileMaker Podcasts empfohlen:


FileMaker Magazin 2021-05Dieser Bericht erschien in der Ausgabe 2021-05 des FileMaker Magazins. Anbei PDF-Download des vollständigen Artikels mit freundlicher Erlaubnis des K&K Verlags.


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