Der Ernstfall: Harddisk-Crash – und wie man damit umgeht

Der Worst-Case im Projektalltag eines jeden Selbstständigen: Computer-Crash!
Wie ich den Rechner trotzdem innerhalb eines Tages wieder zum Laufen brachte – und was dabei alles zu beachten war. 

Diese Woche ist völlig unangekündigt – wie das bei solchen Vorfällen halt meistens so ist – der Ernstfall eingetreten: Festplatten-Crash auf dem PowerBook meiner Frau… Ausgerechnet nach dem nächtlichen Backup-Lauf war der Rechner am nächsten morgen einfach tilt. Zunächst dachte ich nach dem Hilferuf meiner Frau, es hat wohl wieder mal etwas mit dem üblichen Er-wacht-nicht-aus-dem-Ruhezustand-auf-Problem zu tun. Aber als sich nun tatsächlich überhaupt nix mehr tat und sämtliche Wiederbelebungsversuche erfolglos blieben, mussten wir der Tatsache wohl oder übel ins Auge sehen. Immerhin machte die Platte noch allerhand merkwürdige Geräusche nach dem Aus- und wieder Einschalten des Rechners. Beim dritten Neustart-Versuch tauchte dann zur endgültigen Gewissheit auch das blinkende Frage-Zeichensymbol in der Mitte des Bildschirms auf.

Nun ja, dachte ich – da hilft halt alles nix – eine neue Festplatte muss her!

Ein kurzer Anruf beim nächstgelegenen Gravis-Shop brachte die gute Nachricht: Es sei eine 120GB Platte verfügbar, für schlappe 49,- EUR. Das ist günstig, dachte ich! Die schlechte Nachricht: Es sei leider kein Servicetechniker vor Ort, weshalb das Gerät zur Zentrale eingeschickt werden müsse… Wie lange das dauert? Wohl ca. 2 Wochen. Ummpf – Das ist völlig inakzeptabel!

Da hilft alles nichts… Muss ich die Platte wohl selber einbauen. Gesagt getan. Wenige Stunden später lag die neue Harddisk auf meinem Schreibtisch und das G4-PowerBook meiner Frau. Dieses hatte ich vor meinem Umstieg aufs neueste MacBook Pro vorher selbst einige Jahre benutzt. So gesehen hatte die Platte also knappe 4 Jahre durchgehalten und das bei täglicher Beanspruchung – im Büro, beim Kunden, auf Reisen durch halb Europa – eigentlich schon OK, das Material kann ja nicht ewig halten. (Ich habe noch einige alte Macs, die seit über 15 Jahren noch mit der ersten Platte booten, aber das ist eine andere Geschichte…).

 

Nun zum Wesentlichen:

Folgende Schritte waren durchzuführen

  1. PowerBook aufschrauben
  2. alte Harddisk entfernen
  3. neue Harddisk einbauen
  4. PowerBook wieder zusammenbauen
  5. neue Harddisk formatieren
  6. System installieren – hier gleich Umstieg von OSX 10.4 Tiger auf OSX 10.5 Leopard
  7. aufgrund des Systemumstiegs: Neuinstallation aller Anwendungen in der aktuellen Version
  8. Recovery der Benutzerdaten und Einstellungen aus dem letzten intakten Backup
  9. Anpassungen der Systemeinstellungen
  10. kurze Benutzereinweisung im Umgang mit Leopard (sowie Hinweis auf nützliche Funktionen)

Der richtige Umgang mit der Hardware

Der schwierigste Teil dabei ist das fachgerechte Zerlegen (und wieder zusammenbauen!) der Hardware. Zunächst einmal brachte etwas googlen einige YouTube-Videos und Flickr-Galerien mit zerlegten PowerBooks zum Vorschein, jedoch alle relativ ungeeignet zum Do-It-Yourself-Nachbau… Mit etwas Glück, fand sich kurze Zeit später noch eine gut dokumentierte und bebilderte Anleitung bei iFixit.com (siehe Link im Anhang).

In meinem ersten Eifer versuchte ich das PowerBook mit Hilfe eines Uhrmacher-Schraubenzieher-Satzes zu zerlegen. Immerhin sind einige Dutzend winzige Schrauben an und im Gehäuse zu lösen. Dies entpuppte sich allerdings als völlig ungeeignet, da die kleinen Kreuzschlitz-Schrauben im PowerBook ziemlich fest gezogen waren. Im Ergebnis hatte ich 3 abgebrochene, bzw. verbogene Werkzeugspitzen und musste meine Reparatur bereits an dieser Stelle unterbrechen.

Also schnell in den nächsten Baumarkt fahren, und ein geeignetes Feinwerkzeug mit gehärteter Kreuzschlitz-Schraub-Spitze besorgen! Einen außerdem benötigten Torx-Schrauber der Größe 6 hatte ich zum Glück noch in meiner Werkzeugkiste:

Nachdem nun die wichtigen Voraussetzungen geschaffen waren, ist unbedingt noch ein weiterer Punkt zu beachten: Reservieren Sie sich 1 Stunde absolute Ruhe – ohne Unterbrechungen, ohne Zwischenfragen, kleine Kinder außerhalb der “Gefahrenzone”…! Es ist schon eine ziemliche Fisselarbeit, die winzigen Schrauben zu lösen, alles so zu arrangieren, dass man für den späteren Zusammenbau die richtigen Schrauben in der richtigen Reihenfolge wieder findet und, dass einem die kleinen Dinger nicht aus Versehen beim Hantieren vom Schreibtisch hüpfen…

Eine schwierige Hürde ist dann noch das Lösen der Frontplatte (inkl. der darin befindlichen Tastatur) vom PowerBook-Gehäuse. Hierzu muss die Platte mit etwas beherztem Kraftaufwand vorsichtig aus einigen Metallösen gelöst werden, was Konzentration und Fingerspitzengefühl erfordert!

Wenn alle Schritte aus der heruntergeladenen Anleitung gewissenhaft befolgt wurden, sollte der eigentliche Austausch der Platte dann relativ unkompliziert möglich sein. Wenn Sie keinen zweiten Rechner zur Verfügung haben, um parallel im PDF mit der Umbauanleitung zu blättern, sollten Sie die Anleitung vorher ausdrucken, damit sie beim schrauben zur Hand ist.

Der richtige Umgang mit der Software

Die Installation von System und Anwendungen ist übliche Softwerker-Arbeit – dazu gehe ich hier nicht weiter ins Detail. Eine aktuelle System-DVD sollte natürlich greifbar sein. Sowie auch Installations-CDs und Seriennummern aller benötigten Anwendungen.

Die Sache mit dem Backup

Ein wesentlicher Punkt für die Wiederherstellung ist natürlich der Zustand des letzten intakten Backups! Da der Crash ausgerechnet beim Backup-Lauf auftrat, und umständehalber das Logfile des Backup-Programms nicht mehr zur Verfügung stand (weil es ja auf der gecrashten Platte liegt), habe ich sicherheitshalber auf das vorletzte Backup zurückgegriffen. Dies war glücklicher Weise erst 3 Tage alt und befand sich auf einer zusätzlichen externen Sicherungsplatte. Einzelne Dokumente, die innerhalb dieser 3 Tage neu erstellt oder geändert wurden, konnten anschließend aus dem letzten (unsicheren) Backup noch direkt kopiert werden.

Unser Backup-Plan sieht zur Zeit redundante Sicherungen auf externen Firewire-Platten vor. Dazu verwenden wir je einen Satz 300GB-Platten (von Maxtor). Ein Satz lagert üblicher Weise außer Haus im Schließfach und wird ca. alle 2-4 Wochen bei Bedarf geholt und nach der Sicherung wieder weggeschlossen. Der andere Satz ist im Büro und wird in der Regel mindestens 1x pro Woche zur kompletten Sicherung der beiden Arbeitsrechner verwendet. Dazu läuft eine bootfähige Spiegelungs-Sicherung, welche nur die geänderten Dateien 1:1 auf die externe Platte überträgt. Hierzu verwende ich das Programm Tri-Backup, welches bereits seit Jahren zuverlässig seinen Dienst tut und auch alle anderen Versuche (Silverlight, Retrospect, Drag’n'Back) bislang überdauert hat. Ein Durchlauf dauert pro Rechner in der Regel zwischen 30 Minuten und 2 Stunden, was noch erträglich genug ist, um die Sicherung auch wirklich regelmäßig durchzuführen. Eine enorme Vereinfachung ist die Möglichkeit, nur geänderte Daten zu sichern. Ein Vollbackup (mit knapp 90 bzw. 185GB Nutzdaten) würde andernfalls ca. 10-18 Stunden pro Rechner dauern!

Da nun beide Arbeitsrechner nach dieser Aktion unter Leopard laufen steht ggf. demnächst ein Wechsel auf das OSX eigene “TimeMachine”-Backup an. Ich werde weiter berichten…

nützliche Links:

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